von gurusmi (Rainer M.) » 27. August 2011, 16:15
Hallöle zusammen,
wie so mancher vielleicht inzwischen mitbekommen hat, habe ich via IF eine einzelne (nicht mehrere) Dame kennengelernt. Wir schreiben Emails, chatten textuell und mit Video seit mehreren Monaten täglich und haben uns da auch sehr gut kennengelernt. Am Wochenende (19. - 22.08.2011) bin ich nun nach Kyiv geflogen, um mit ihr ein Wochenende zu verbringen. Ich buchte und zahlte im lokalen Reisebüro, das eine Anbindung zu TUI hat. So bekam ich z.B. für's Hotel einen Voucher. Da es direkt mit meinem Eingangspost zu tun hat (die gleiche Dame), habe ich es mal hier reingestellt.
Hier nun ein kleiner Reisebericht:
Ich bin freitags abgeflogen. um ca. 11:15 oder so sollte das Flugzeug der UIA starten. Der erste Schocker war die Schlange am CheckIn. Ich hatte zwar den Web-Check In durchgeführt, aber es gab keinen Schalter, an dem man nur sein Gepäck hätte abgeben können. Also stellte ich mich in die Schlange in der gefühlt 131 von 132 Passagieren vor mir befanden. Auch war erstaunlich, was man alles mitnehmen kann. Von der Gehilfe für Oma/Opa begonnen über Gartenschirme... Jeder hatte Massen an Koffern dabei. Die Schlange ging sehr langsam vorwärts. Als noch 5 Familien vor mir waren, erbarmte man sich und öffnete den Baggage-DropIn-Desk. Ich also dahin getigert. Und siehe da, es ging richtig flott. Gepäck aufs Band gelegt,...
Im Flugzeug dann hatte ich ein Fensterplatz und eine Frau mit deren kleiner Tochter saß neben mir. Ich wollte ursprünglich am iPad etwas arbeiten. Aber das schlug fehl. Ich hatte einige, auch für kleinere Kinder beherrschbare Spiele und ließ dann währen d des Fluges die Kleine darauf rumklimpern. Kaputt gehen kann ja nichts. Die Kleine war ruhig, sie hatte ja was zu tun und ihr wurde nicht langweilig, Die Mutter war happy, weil die Kleine nicht, wir wohl erwartet, quengelte und auch ich konnte den Flug einigermaßen genießen. An der Paßkontrolle in Boryspil kamen wir dann nach der Busfahrt zur Passkontrolle. Ich habe mich da mit Absicht besonders blöd gestellt. Ich wurde gefragt, wo ich wohne. Da habe ich Kurzerhand den TUI Hotelvoucher vorgelegt. Die Beamtin blätterte und verstand (vermutlich wegen dem Deutsch) nichts. Nur Hotel Ukraina, Kiew und Voucher waren da scheinbar für sie verständlich. Sie schüttelte den Kopf, stempelte meinen Paß und ließ mich passieren. Die weiteren Formalitäten verliefen auch reibungslos. Sowohl die Flasche italienischen Wein, als auch die vier Pakete Marzipan (zwei in einer Metalldose) gingen anstandslos durch den Scanner.
Meine Holde wollte mich auf Teufel komm raus abholen. Weder der Vorschlag, daß ich warten könne noch der Punkt, daß ich es alleine ans Hotel schaffen könne (auch wenn's mehr kostet -> Tourizuschlag) galten nicht. Wir umarmten uns kurz und dann ging es schnell zum wartenden Taxi. Ich hatte, als kleiner Einschub, ihr zu ihrem Geburtstag eine Geburtstagskarte geschickt, die jedoch nie ankam. Daraufhin habe ich ihr eine Ersatzkarte gekauft. Ich bürstete meine beiden Kater, die sie liebt, und habe die heraus gekämmten Haare so lange in der Hand gerieben, bis diese verfilzten und die daraus resultierenden Pads an den Kanten in die Karte geklebt. Genau diese Karte habe ich Ihr im Taxi in die Hand gedrückt. Ob der Dicke der Karte öffnete sie den Umschlag und ihre Augen glänzten. Sie stieg, wie vorher informiert, an ihrem Job aus und der Taxifahrer fuhr mich zu meinem Hotel, dem Ukraina am Maidan. Ich zahlte in Euro, da ich bis dahin noch keine Griwna habe abheben können. Sie fuhr mit dem Taxi nach Boryspil, wartete dort eine Stunde und zurück über ihren Arbeitsplatz bis zum Maidan kostete es 32 Euros, ich ließ mir 150 Griwna geben. So hatte der Fahrer noch ein kleines Trinkgeld das er dankbar annahm. Es sollte sich, wie ich später feststellte, zu meinem Vorteil gereichen.
Das Hotel war (so sagte sie später) im Sowjetstil gehalten, Das erfuhr ich auch im nachfolgenden selbst. Der zentrale Punkt im Foyer war die Bar, nicht die Rezeption. Diese lag versteckt in der rechten Ecke. Ich checkte ein und erhielt einen Hotelzettel. Mit diesem fuhr ich in meine Etage und erhielt dort von der dortigen "Etagendame" meinen Schlüssel. Ich ging zu meinem Zimmer. Dieses befand sich im 10. Stock in westlicher Richtung. Ich schaute mich kurz um, wunderte mich ob der Duschtasse, die die Höhe einer Badewanne hatte. Man kann das Hotel und dessen Bauweise und Ausstattung nicht mit westlichem Standard vergleichen, aber es funktioniert. Und solange dies der Fall ist, wäre es falsch, etwas ohne tiefgreifende Kenntnis des Gegebenen zu kritisieren. Ich hatte einen Fernseher, den ich nicht nutzte, ein nur mit LAN-Kabel nutzbares Internet, das ich wegen dem iPad nicht dabei hatte. Die Stecker von Kühlschrank und Lampe waren nicht in der Dose, und nach dem Verbinden ging das Licht am Nachttisch trotzdem nicht. Aber im Allgemeinen kann man das Zimmer als feudal definieren. Locker 20m², Doppelbett, ein sehr angenehmer Teppich... Alles in allem war ich damit zufrieden und werde es das nächste Mal wieder buchen.
Meine Holde wollte mich am Freitag nach der Arbeit um ca. 20:00 vom Hotel abholen. Wir schlenderten durch das Regierungsviertel. Vorbei an der Nationalbank und an der Rada. Wir gingen zu dem von Ihr herausgesuchten Restaurant namens Single. Es ist äußerst empfehlenswert. Diskrete Separees und ein sehr gutes, wenn auch für ukrainische Verhältnisse recht teureres Essen. Ich zahlte ca. 700uah. Während des Essens ließen wir den jeweils anderen probieren. Es war eine entspannte Atmosphäre. Wir gingen um ca. 24:00 zurück ins Hotel. Sie ließ sich von der Rezeption ein Taxi kommen. Ich ließ sie wählen, wieviel sie für die Fahrt benötigte. Generell bezahlte ich ihr fast alle Kosten. Ich wollte nicht, daß sie durch meinen Besuch finanzielle Einbußen hat. Das gehört nicht zu meiner Art der Höflichkeit. Ich begab mich selbst auf mein Zimmer und genoß die nächtliche Aussicht auf Kyiv.
Am nächsten Morgen stand ich recht früh auf. Meine Spannung auf die Stadt und meine Holde waren enorm. Nichts desto trotz war ich offen für das Neue. Auch habe ich nicht versucht, das gesehene mit dem Bekannten zu vergleichen. Das kann nur schief gehen. Letztlich sind die Ukraine und Deutschland gänzlich unterschiedliche Systeme.
Wie auch immer. Meine Holde wollte am Samstag morgen zuerst ins Fitneß Studio und nach einer Dusche kam sie mit der Metro zu mir ins Hotel. Zuerst zeigte sie mir eine wunderschöne Metrostation. Mosaiken an den Decken, Marmor am Boden. Atemberaubend. Danach ging es zur St. Sophia Kathedrale, dann zum Mann mit Hund. Danach gingen wir via St. Michaels Goldendomes Monastry zur Statue in der Nähe der Fußgängerbrücke über den Dnipro. Wir nahmen die Seilbahn nach Podil und aßen in einem Restaurant auf der Sahaidachnoho namens Checker (o.ä., kurz nach der Station Richtung Guesthouse). Danach ging es mit der gleichen Bahn zurück. Hier lernte ich auch, was es heißt, in der Ukraine in die eigene Tasche zu verdienen. Die Kassiererin kassierte zwar den Fahrpreis, aber die Schranken waren offen und sie gab keine Chips aus.
Wieder oben angekommen gingen wir zur Künstlermeile Betrachteten die Installationen und genossen den Blickj auf Podil mit dem unbewohnten Neubaubereich parallel zur Andriivsky Uzviz Straße. Auch betrachteten wir dort weitere Statuetten (u.a. auch die St. Andrews Church). Nach einer Pause, in der meine Holde nach Hause fuhr, gingen wir am Abend spazierend wieder nach Podil ins Marakesh essen. Übrigens ein ebenso empfehlenswertes Restaurant.
So endete der Samstag schneller als ich es wahr haben wollte. Meine Holde meinte, sie würde mir am Sonntag ein Taxi kommen lassen und wir würden gemeinsam bei ihr frühstücken. Ich war doch sehr überrascht, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Der Taxifahrer hatte eine mir bisher unbekannte Fähigkeit. Gleichzeitig fahren und auf zwei Handys gleichzeitig simsen. Es war eine eher abenteuerliche Fahrt die darin endete, daß der Taxifahrer nicht wußte, wo er mich absetzen sollte. Ich hatte allerdings das Wissen dank Google. Wir kauften gemeinsam Eier, so daß ich auch einen kleinen Supermarkt kennenlernen durfte. Nach dem Frühstück nahmen wir die Metro und stiegen an der Station Arsenalna aus. Wir schlenderten durch den Park Slavy parallel zum Dnipro bis hin zum Restaurant Mafia, in dem wir zu Mittag aßen. Danach ruhten wir etwas. Während meine Holde mein Zimmer verwendete, durchforschte ich kurz das Einkaufszentrum unter dem Maidan.
Nach dem Ruhen gingen wir wieder zur Andriivsky Uzviz Straße und schlenderten diese entlang bis zu ihrem Ende. Wir besuchten ein Restaurant mit klassischen ukrainischen Speisen in der Nähe des Verkhniy Val. Man hat hier versucht das Restaurant als Dorf zu gestalten. Die Plätze sind in einzelnen Hütten zu finden.
Als Quintessenz meiner Reise kann ich sagen, daß es sich um eine (insbesondere im Zentrum) wunderschöne Stadt handelt. Fremd aber schön. Man muß sich für neues öffnen und darf nicht den Fehler begehen, das Gesehene mit dem deutschen (und damit bekannten) zu vergleichen. Wenn man dies nicht tut und das neue als Gegeben akzeptiert überträgt sich auch die Faszination. Auch die Menschen sind sehr herzlich.
Einige Dinge waren anders. Andere gleich. Das fängt beim Verkehr an, der nicht chaotisch aber eher ego-Bezogen ist. Die Rolltreppen sind ein weiteres Thema. Auch die Frage, ob es nun ein Alkoholiker ist, oder ob er mein Zeug will. Sicherheitstechnisch war es, wie ich es mir dachte. Identisch zu Frankfurt oder Hamburg. Ich habe mich zu keiner Zeit gefährdet gefühlt. Auch war es ungewöhnlich alltäglich beim Öffnen des Hotelfensters mit Parolen, Reden und Musik beschallt zu werden. Aber ich nehme an, daß es sich um Punkte für die 20-Jahr-Feier handelt.
Man wohnt anders. Dünne und hellhörige Wände, schlechte Straße und heruntergewirtschaftete und vermüllte Grünflächen habe ich gerade in Wohngebieten gesehen. Aber man sollte nicht das westliche Denken ansetzen. Denn dann wäre auch ein Urlaub von Antalya oder sonstwo sehr problematisch. Die Supermärkte sind auch sonntags offen. Ich habe als Handgeld insgesamt weniger als 400 Euros durchgejagt. Und hätte in D bei weitem nicht derart viel erleben oder geniessen dürfen.
Im besonderen haben sich meine Holde und ich mehr angenähert als ich hätte es mir erträumen lassen. Ich nicht unerhebliche Probleme, wieder den Flug nach Hause anzutreten. Es hatte schon einiges an Disziplin erfordert. Wie auch immer. Ich werde sie weiter besuchen. Bedingt durch den Wechsel zu einem Job und wegen meiner beiden Kater kann ich in der ersten Zeit nicht längere Zeit reisen. Aber ich würde gerne dieses Jahr noch 2* hin. Auch will ich sie dann einladen. Sie meinte übrigens, daß sie sich bisher auch in Begleitung von potentiellen Partnern nicht derart sicher gefühlt hätte. Ich habe diese Aussage als außerordentliches Kompliment empfunden.
Ich hoffe, daß meine Zeilen bei so manchem die Neugierde auf eine Reise wecken. Auf jeden Fall werde ich wieder hin fliegen. Wegen meiner Holden. Klar. Aber auch wegen der Stadt. Der Menschen. Alleinig eine Situation war nicht schön und ich intervenierte da sogleich recht mächtig. Der Wachmann dachte, meine Holde wäre käuflich. Aber das war ein Befehl von „Oben“, der jeden Damenbesuch nach 23:00 verbot. Ich herrschte ihn kurz ein „5 Minutes“ entgegen und zog sie ohne ein weiteres Beachten des Wachmanns in den Aufzug. Sie wollte ja nur ihre Tasche, die wir wegen des gemeinsamen Essens im Hotelzimmer ließen holen. Trotzdem empfehle ich das Hotel jedem, der in Kyiv zentral sein will und sich nicht so sehr um das Hotelrestaurant kümmert. Man sollte den Besuch nur bereits im Vorhinein anmelden.
In diesem Sinne